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Mondholz

Hochwertiges Baumaterial durch Achtsamkeit und Respekt

Der Begriff Mondholz bezeichnet das Holz von Bäumen, die unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders gefällt wurden. Ihm werden besondere Eigenschaften zugesprochen, so ist es bekannt dafür, qualitativ hochwertige und dauerhafte Bauwerke zu schaffen, welche den Anforderungen der Zeit standhalten. Aus diesem Grund wird es sowohl in der traditionellen wie auch zeitgenössischen Zimmermannskunst besonders geschätzt.

Das Verfahren, Holz mit dem Zyklus des Mondes zu ernten, war und ist vielen Kulturen rund um den Globus bekannt; der griechische Naturforscher Theophrastos von Eresos dokumentierte es um 320 v. Chr. erstmals schriftlich. Das traditionelle Wissen, welches durch die Jahrtausende von Generation zu Generation weitergegeben wurde, erfährt in unseren Tagen durch die fortschreitende Industrialisierung der Forstwirtschaft jedoch oftmals eine Abwertung als esoterischer Humbug.


Denn diese Arbeitsweise erfordert nicht nur Achtsamkeit und Respekt vor der Natur, sondern auch Geduld – eine Haltung, die heute selten geworden ist und von uns wieder gelernt werden darf. Der richtige Zeitpunkt, um das Holz zu schlagen, muss unter Berücksichtigung kosmischer Einflüsse abgewartet werden. Auf Grund jahrhundertelanger Erfahrung weiss man, dass sich nur Tage während der Wintermonate eignen, wenn sich die Bäume in der "Saftruhe" befinden, der Mond muss dafür in der abnehmenden Phase und in bestimmten Tierkreiszeichen stehen.


Um nach altem Brauchtum das Mondholz fristgerecht zu entnehmen, wird häufig ein Verfahren angewandt, das als „Ringeln“ bekannt ist. Anstatt die alten Tannen und Fichten sofort zu schlagen, werden sorgfältig schmale Streifen rund um die Stämme gefräst. Denn durch das Entfernen der Rinde wird die lebenswichtige Energie- und Nährstoffversorgung in die Krone unterbrochen, die Waldriesen bleiben jedoch vorerst noch stehen. Ihnen werden nun vier bis sechs Wochen Zeit zum Ruhen gewährt, in denen sie allmählich einen grossen Teil der gespeicherten Flüssigkeit verlieren, sie trocknen stehend aus. So können sie sich auch aus ihren symbiotischen Lebensnetzwerken verabschieden, bevor sie schliesslich gefällt werden.


Da es eine grosse Belastung für den Wald darstellen würde, all das benötigte Bauholz innerhalb eines kurzen Zeitfensters zu schlagen, erweist sich das Ringeln als schonende Alternative zum schnellen Fällen, auch wenn es einen Mehraufwand bedeutet. So können die Stämme gestaffelt entnommen werden, und die Arbeit darf sich nach äusseren Bedingungen wie der Witterung richten, um keine Sicherheitsrisiken oder Landschäden zu verursachen.


Die Bäume werden so geschlagen, dass sie bergab liegen, denn dadurch werden die letzten Säfte in die Wipfel geleitet. Auch die Äste und Zweige entfernen die Forstarbeiter nicht sofort, sondern frühestens nach sechs bis acht Wochen, so dass die Stämme nach dem Entasten bereits relativ trocken sind. Erst im Frühling werden die Bäume dann im Sägewerk geschnitten und die Bretter anschliessend bis zu fünf Jahre gelagert. Während dieser Zeit kann das Holz langsam seine Restfeuchte abgeben, wobei schützende Enzyme gegen Parasiten, Fäulnis oder Pilze im Zellgewebe verblieben. Auf diese Weise wird nicht nur hochwertiges Material für den Haus-, Möbel- und Instrumentenbau gewonnen, sondern auch eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung des Waldes gewährleistet, die den Forst gesund und robust erhält.


Denn "Waldbau ist eigentlich eine Kunst", weiss der Forstingenieur und emeritierte Professor für Holzwissenschaften Dr. Ernst Zürcher. Er initiierte im Winter 2003/04 eine breit angelegte Studie, um die strittige Frage nach den sagenhaften Eigenschaften des Mondholzes mit streng wissenschaftlichen Methoden zu klären.


An verschiedenen Orten der Schweiz liess er über 600 Bäume zu ausgewählten Zeitpunkten fällen, dabei richtete er sich nach dem Stand des Mondes im Tierkreis. Im Labor untersuchte sein Team dann Dichte, Druckfestigkeit, Schwindverhalten, Wasseraufnahme sowie das Verhalten des Holzes bei direkter Witterungseinwirkung und verglich die Daten miteinander. Die Resultate konnten den Einfluss des Mondes auf die Eigenschaften des Holzes eindeutig wissenschaftlich belegen und auch erklären.


Weil der Erdtrabant, wie bei den Gezeiten des Meeres, auf den Feuchtigkeitshaushalt der Pflanzen wirkt, bindet bei abnehmendem Mond geschlagenes Holz mehr Wasser in seinem Inneren. Das bedeutet, dass es sich bei der Trocknung stärker zusammenzieht, also geringfügig mehr schwindet. Dadurch entsteht eine dichtere Zellstruktur, die den Werkstoff schliesslich druckfester und auch resistenter gegen eindringende Pilze, Insekten oder auch Flammen macht. Dieser Dichtevorteil von Mondholz beträgt 5–7 % gegenüber gewöhnlichem Holz, was materialtechnisch gesehen, eine signifikante Verbesserung darstellt.


Trockenheit:

Durch die sorgfältige Ernte während der "Saftruhe" im Winter, die Wahl des geeigneten Zeichens im Mondkalender, die lange Ruhezeit im Wald sowie eine jahrelange Lagerung erreicht das Holz einen besonders hohen Trocknungsgrad.


Formstabilität:

Gekennzeichnet durch aussergewöhnliche Dichte, Härte und Druckfestigkeit, bleibt es weitgehend rissfrei und weist, einmal getrocknet, nur noch geringe Schwund- oder Quellveränderungen auf. So zeigt es im Vergleich zu herkömmlich geschlagenem Holz eine ausgesprochen geringe Neigung, sich bei feuchten wie trockenen Umweltbedingungen zu verziehen oder zu verformen, was eine hohe Präzision bei der Ausführung von fein gearbeiteten  Details ermöglicht.


Biologische Widerstandsfähigkeit:

Die erhöhte Fäulnisresistenz und ein geringerer Proteingehalt machen Mondholz unempfindlich gegen über Pilz- und Insektenbefall, wodurch Haltbarkeit und Lebensdauer erheblich verbessert werden. Daher bewahrt es seine Stabilität und Unversehrtheit über einen langen Zeitraum, selbst wenn es den Naturelementen ausgesetzt ist.


Brandschutz:

Darüber hinaus besitzt es auch erhöhte Feuerbeständigkeit. Durch seine dichte Struktur brennt es langsamer und zeigt eine geringere Flammenausbreitung, wodurch es zu einem sicheren Material für Bauwerke wird, bei denen Brandschutz eine entscheidende Rolle spielt.


Text: Tina Mott
Bild: Denis Shlenduhhov



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