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Klimaschutz: Die Bauwirtschaft hat es in der Hand

Das Bauwerk Schweiz hat einen erheblichen Einfluss auf das Klima. Dabei geht es nicht nur um den CO2-Ausstoss im Betrieb - etwa durch fossil betriebene Heizanlagen - sondern auch um die Umweltbelastung bei der Erstellung von Gebäuden und Infrastrukturbauten, deren Unterhalt, Erneuerung oder Ersatz.

Um welche Dimensionen es sich dabei handelt, zeigt ein Blick auf die Materialflüsse. Die EMPA hat diese 2016 im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt detailliert untersucht. Aktuell umfasst das Bauwerk Schweiz ein Volumen von 3167 Millionen Tonnen Material, rund die Hälfte davon steckt in Gebäuden, der Rest in Infrastrukturbauten wie etwa Brücken, Tunnels oder Staumauern. Jedes Jahr kommen 56 Millionen Tonnen Material hinzu - das entspricht einem Güterzug, dessen Lokomotive in der Schweiz und letzter Wagen an der australischen Ostküste steht. Hinzu kommen 7.41 Millionen Tonnen Energie (ausgedrückt in Öl Äquivalenten) für den Betrieb der Gebäude. Das verursacht wiederum 17.92 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Zum Vergleich: Der Verkehr stösst jährlich 15 Millionen Tonnen aus. Noch nicht eingerechnet in diesen Materialflüssen ist die graue Energie, die bei der Produktion anfällt, und das zum grössten Teil im Ausland.

Die Baubiologie zeigt der Branche, was möglich wäre

Die Zahlen zeigen: Die Baubranche und ihre Auftraggeber haben die Möglichkeit und die Pflicht, den CO2-Ausstoss massgeblich zu reduzieren und dadurch zum Klimaschutz beizutragen. Die Rezepte dafür sind eigentlich einfach: Bauten, die im Betrieb möglichst kein CO2 produzieren, die Wahl von Baumaterialien mit einer optimalen Ökobilanz, Mengenreduktion durch Recycling vorhandener Materialien sowie Sanierung bestehender Bauten statt Abbruch und Neubau. Der Einfluss der Bauwirtschaft reicht aber noch weiter: Sie ist ein wichtiger Player im Rahmen einer umfassenden, nachhaltigen Entwicklung, wie sie die globale Agenda 2030 vorsieht. Diese wurde vor vier Jahren von der UNO-Generalversammlung verabschiedet. Wie wir Städte, Siedlungen sowie Gebäude planen, bauen und nutzen, tangiert eine Mehrzahl der sogenannten Sustainable Development Goals - das sind die 17 Ziele, die gemäss UNO für eine nachhaltige Entwicklung unserer Erde erreicht werden müssen. Wo und wie die Baubranche bei einzelnen Zielen konkret Einfluss nehmen kann, hat Heinz Bernegger, Leiter des CAS LifeCycle Managements an der ZHAW zusammen gestellt (siehe auch Grafik). Dazu zählen etwa die Bereiche Gesundheit und Wohlergehen (Goal 3), sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen (Goal 6), bezahlbare und saubere Energie (Goal 7) oder Massnahmen zum Klimaschutz (Goal 13). Stellt man diesen Zielen die Themenbereiche der Baubiologie gegenüber, zeigt sich eine grosse Deckungsgleichheit. Oder anders ausgedrückt: Baubiologinnen und Baubiologen verfügen traditionell über einen grossen Erfahrungsschatz im ganzheitlichen und nachhaltigen Bauen.

Agenda 2030

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit ihren 169 Unterzielen sind das Kernstück der Agenda 2030. Sie tragen der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimension der nachhaltigen Entwicklung in ausgewogener Weise Rechnung und führen zum ersten Mal Armutsbekämpfung und nachhaltige Entwicklung in einer Agenda zusammen. (Quelle: www.eda.admin.ch/agenda2030)

Musterzitat

Musterautor

Weniger Wohnfläche ist der Schlüssel zum nachhaltigen Bauen

Tanja Schindler, Baubiologin und Mitglied Baubioswiss, Altdorf:

"Wir Baubiologinnen und Baubiologen setzen uns seit Jahrzehnten für nachhaltiges Bauen ein. So gesehen sind wir dem Rest der Bauwirtschaft einen Schritt voraus. Leider kennt immer noch nur eine Minderheit der Bauherrinnen und Bauherren unsere Arbeit oder den Begriff der Baubiologie. Spricht man die Leute direkt an und zeigt ihnen welche Qualitäten ein nach baubiologischen Grundsätzen erstelltes Gebäude hat, so erkennen sie rasch den Mehrwert für sich und für unsere Umwelt. Obwohl wir der Zeit voraus sind, können wir Baubiologinnen und Baubiologen unser nachhaltiges Handeln noch verbessern. Konkret geht es dabei um die Suffizienz. Denn langfristig am besten für unsere Umwelt ist jeder nicht erstellte Kubikmeter Bauvolumen. Damit sparen wir Ressourcen, senken den Energieverbrauch und leisten wir einen wichtigen Beitrag gegen den Klimawandel. Die Zukunft gehört deshalb auch einer stark reduzierten Wohnfläche pro Kopf. Werden Wohnräume kleiner, muss die Umgebung umso mehr Qualität haben. Denn das Grün vor der eigenen Türe ist für viele sehr wichtig, das erlebe ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder."
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